Hej hej ihr Lieben!
Nun sitze ich hier in Fiskebäckskil und merke wider Erwarten, dass ich die Möglichkeit und Zeit habe zu bloggen, und das sollte ich vielleicht auch machen, da es schon relativ viel ist, was man hier erleben kann und das sicher zu viel wird fuer später. Wenn ich auch vorerst keine Bilder zeigen kann, die aber sicher noch nachgeliefert werden...
Okej, okej. Wo fange ich an? Das waren also die letzten Uniwochen des Fruehlingsemesters in Uppsala und die waren natuerlich begleitet von verschiedenen passa på-Aktivitäten, denn viele Austauschstudenten und auch Schweden selbst hauen ab ueber die Sommerferien und da muss man natuerlich die Chance ergreifen und die Leute noch mal sehen. Das war leider während der letzten Uniwochen, wo sehr ungelegen auch Klausuren und anderer Stress aufkommen. Naja, aber man ist ja Austauschstudent und Klausuren kann man ja bekannterweise nachholen... Da waren also u. a. Tobis Grill - und Geburtstagparty, Allans Geburtstagsparty in der Natur mit Lagerfeuer und Gitarre und diverse Nationenabende... Aber gleichzeitig auch eine muendliche Pruefung ueber avancierte Polymerchemie und eine schriftliche 6-stuendige Klausur ueber Biochemische Methodik und gerade letztere hatte es in sich, was aber u.a. auch daran lag, dass ich kaum gelernt hatte... Naja. Nach einem letzten Abend in meiner Kalmar Nation, wo wir Personalfest mit Mottoparty (Thema: "gezeichnet", ich war Winnie Pooh bzw. hier in Schweden Nalle Puh) hatten und einen letzten Abstecher zu Stockholms Nation (denn die meisten Nationen schliessen den Sommer ueber) bekam ich kaum mehr als 2-3 Stunden Schlaf und schon ging es weiter.
Der Hintergrund: Ich hatte mich eingeschrieben fuer einen Sommerkurs namens "marina miljöer" (wo ich nach viel hin und her auch endlich die Zusage bekommen habe) und der Kurs ist sehr biologisch angehaucht und beinhaltet Feldstudien, will heissen eine Exkursion vom 10. bis zum 17. Juni an die schwedische Westkueste in Fiskebäckskil, wo ich mich derzeit befinde. Das Dumme war nur, dass man selbst dahin und wieder weg kommen muss. Nachdem aber meine "Mitbewohnerin" Karolina mit Bara und Louisa eh auf dem Weg nach Göteborg waren und einen Platz im Auto hatten, konnte ich einfach mitfahren und dazu noch ein wenig von der herrlichen Landschaft Bohusläns porfitieren, mit dem Nachteil, dass es so unflexibel stressig wurde am Freitag.
Letzten Freitag am Morgen ging es also los, mit einem tschechischen Volvo Kombi so schwedisch wie möglich, und am fruehen Nachmittag erreichten wir Göteborg bei strahlendem Sonnenschein und ich war so froh wieder dazu sein. Alles und ueberall war es blau-gelb, denn es war der schwedische Nationalfeiertag. Anna, eine wunderbare Suedtirolerin, beherbergte uns und der Freitag wurde ein wunderschöner Tag in Göteborg. Am Samstag ging es dann mit der Fähre zu Göteborgs suedlichen Schären, wo wir einen ziemlichen soften Samstag verbracht haben und mit Zelt ausgeruestet verliessen wir gegen Abend Göteborg nach Norden raus und uebernachteten in der Pampa bei wunderschönstem Sonnenuntergang und einem wirklich grandiosen Ausblick:-) Zelten kann wirklich auch schön sein!
Am nächsten Tag klapperten wir dann das huebsche Fischernest Marstrand ab, fuhren an einem See im Naturreservat Svartedalen und auf die Insel Tjörn, um die Orte Skärhamn und Klädesholmen zu besuchen. Am Abend ging es dann ueber Schwedens 3.grösste Insel Orust nach Norden und ein weiteres Mal Zelten stand an.
Da die Westkueste von Fjorden und ähnlichem geprägt ist, begann der Montag mit einer Fährenueberfahrt und kurz darauf waren wir in Lysekil, was trotz Charme verglichen mit den anderen Orten ein wenig enttäuschend war. Weiter also nach Smögen, was dafuer umso besser war! Schwimmen, chillen, Fisch und Fika waren natuerlich auch drin. Später gings noch weiter hoch bis zum Weltkulturerbe Tanums hällristningar, was uralte Felsritzungen sind und fuer ein wenig Kultur sorgten.
Ja, und bevor wir zum 3. und letzten Mal zelten konnten, geschah das Unglueck: Ich stellte fest, dass ich mein Portmonnai verloren hatte:-/ einschliesslich u. a. Perso und Fuehrerschein (sprich sämtliche Dokumente, mit denen ich mich ausweisen kann), Kreditkarte und Karte fuer mein schwedisches Konto (sprich sämtliche Möglichkeiten, legal an Geld ranzukommen) sowie zu allem Ueberfluss noch den Haus- und Korridorsschluessel (sämtliche Möglichkeiten, um an mein Zimmer zu kommen). Sprich: Ich wurde von heute auf morgen obdachlos, hatte kein zugängliches Geld und keine Möglichkeit, irgendwie zu beweisen, dass ich ich bin, um evtl. die verlorenen Sachen erneut zu beantragen (zu allem Ueberfluss musste ich noch am nächsten Tag zu meinem Seminar nach Fiskebäckskil (ohne Geld), um dort einige Tage zu leben (ohne Geld). Nochmal die letzten Stellen abklappern hat nicht helfen können; fuer den Fall, dass ich alles also irgendwo verloren haben musste und niemand das gefunden hat, kann es nur in Smögen auf dem Weg vom Supermarkt zum Parkplatz gewesen sein. Der nächste Tag begann mit weniger lustigen Gesprächen mit der lokalen Polizei, einer Verlustanzeige, einen Anruf zum Supermarkt und der Vergewisserung, dass keiner wusste, wie es mit mir weitergehen sollte... Zu allem Ueberfluss, entledigte ich mich auch meines Guthabens auf dem Telefon, fuer den Fall, dass ich Freunde anzurufen und um Hilfe zu fragen gedenkte... Grosse Kacke. Nicht mal mehr nach Hause fliegen kann man, ohne Ausweis... :-/ Schien irgendwie aussichtslos zu sein... die einzige, wenn auch sehr schwache Hoffnung, blieb die deutsche Botschaft... Nach einigen mentalen Horrorszenarien, gottseidank, rief die Polizei kurze Zeit später an und teilte mir, dass mein Portmonnai tatsächlich in Smögen gefunden wurde. Puuh! Ausatmen und schnell dahinfahren, da sowohl ich, als auch die Mädels ein wenig Zeitstress an dem Tag hatten. Wahnsinn, dass man auf den einzigen noch verbliebenen 50 Metern, die man nicht abgeklappert hatte, das Portmonnai verloren hatte! Nachdem ich also das Portmonnai abgeholt habe, stellte ich fest, dass Geld und alles wichtige, drinne war - zum Glueck! - hingegen hatte ich eine kaputte Tasche mit meinem Schluessel und der Studentenkarte, die rausgefallen zu sein schienen - shit! - und komischerweise muss jemand meine eigentlich nicht so wertvolle Nationenkarte entwendet haben... Sehr suspekt, und auch ärgerlich, aber das sind Sachen, an die man dank Ausweis wiederrankommt! So erleichtert habe ich mich auf jeden Fall schon lange nicht mehr gefuehlt gehabt! Die einzige Frage, die nur noch offen ist (fortfahrend!): Wie werde ich ohne Schluessel zur Wohnung kommen, wenn ich wieder nach dem Westkuestenkurs wieder nach Uppsala komme?!
Nachdem die Mädels mich nach Uddevalla gebracht haben und einem Abschied, ging es mit Bussen also in meine derzeitige Heimat Fiskebäckskil. Und was soll ich sagen? Hier ist wirklich fabelhaft! Nette Leute, netter Ort, netter Kurs! Wir sind neun Leute, wohnen in einem Haus mit Meeresblick aus dem Fenster und der Kurs ist einer der lustigsten Kurse, die ich jemals hatte. Wir reden ueber Pflanzen und Tiere am Meer und Geografisches aus der Gegend und das ganze verbunden mit Exkursionen jeden Tag, und die meistens zu Boot! Meistens geht es mit Fernglas ausgeruestet zu irgendwelchen Schären oder in irgendwelche Naturreservate, dort ein paar Wanderungen, wo uns Tiere und Pflanzen erklärt werden und dann wieder zurueck. An einem Tag ging es in so Halbkörperstiefeln und mit Wasserfernrohr ins Meer und wir sollten Pflanzen und Tiere einsammeln, aus denen wir dann Aquarien machen sollten. War auch spannend und lustig! An einem anderen Tag sind wir dann mit einem 10-Meter-Netz rausgefahren und haben 1,5 Stunden gefischt - und da kam ordentlich was zu stande! Tausende Garnelen und Muscheln, sicher hunderte Fische, einige Krebse - das Resultat war nicht ohne! Alles fuer die Wissenschaft, naja, und fuer die Wissenschaftler;-)
Ja, und die Leute sind auch cool. Insgesamt sind wir 9 Studenten und da kommt gutes Klima auf. Björn und Ida angeln auch oft und da durfte ich auch dabei sein, und konnte das erste Mal in meinem Leben angeln! Und so schlecht war ich gar nicht, hab immerhin schon 10 Fische, 8 Makrelen und zwei (giftige) Petermännchen (die scheinen auf deutsch so zu heisssen...), aus dem Wasser gezogen! Und ausserdem weiss ich jetzt auch, wie man Fische schlachtet und filetiert. Superspannend alles! Achja, und neben den Ruderbooten und Fahrrädern, die wir wann wir wollen verwenden duerfen, haben wir auch ne hauseigene Sauna... So kann Uni auf jeden Fall Spass machen! Leider ist es bald hier vorbei und ich komme wohnungslos zurueck nach Uppsala... Solange, aber noch geniessen! Ich gruesse euch und wuensche euch eine ebenso schöne Zeit!